Speiseplan
Salate/Pizzaschnecken | Käsenudeln
Salate/Pizzaschnecken | Käsenudeln
Wiedererwartens war das Wetter heute Sonnig und Warm — die Hafenstadt in Ihrem vollen Glanze
HP
Achtung der Tagesbericht wird etwas länger, da wir leider keine Fotos vor Ort machen durften- hat deshalb auch etwas länger gedauert zu schreiben. Die Müdigkeit hat gestern nur die Hälfte zugelassen :-P
Heute startete unser Tag schon etwas früher, besonders für die Leiter. Denn unser großer Ausflug stand an. Da wir eine besonders lange Fahrt vor uns hatten, haben wir heute nicht am Lagerplatz gefrühstückt, sondern Sandwiches der Wahl der Teilnehmer wurden von den Zeltleitern mit viel Liebe geschmiert. Pünktlich um 8:30 Uhr stiegen wir in unseren Reisebus ein. Viele neugierige Teilnehmer versuchten rauszufinden, wohin es wohl gehen mag. Auch die lange Reisedauer half ihnen bei der Raterei nicht unbedingt. Einige vermuteten sogar, dass wir wieder die Heimat besuchen würden. Aber damit lagen sie natürlich komplett falsch, denn es ging naaaach (Trommelwirbel)…HAMBURG! Wir besuchen eine Metropole und alle waren ganz schön aufgeregt. Dort angekommen besuchten wir nämlich einen ganz besonderen Ort: Das Dialoghaus. In Gruppen aufgeteilt verließen uns heute einige Sinne, dafür wurden andere gestärkt und wir haben die Welt heute mal ganz anders wahrgenommen. Einige Gruppen wurden komplett im Dunkeln gelassen, um die anderen Gruppen wurde es ganz still, denn wir durften heute in die Welt von blinden und gehörlosen Menschen tauchen und die Umwelt auf eine für uns neue Art spüren. Ein wirklich eigenartiges Gefühl so gar nichts sehen oder hören zu können. Alle, die die Dunkelheit erfahren durften wurden von einem blinden Guide durch verschiedensten Räume, die Alltagssituationen simulieren, geführt. Aber bevor wir beginnen konnten, mussten wir uns erst einmal den Umgang mit dem Blindenstocks kennenlernen. Und dann ging es auch schon los. Vollkommene Dunkelheit, nicht mal die eigene Hand konnte man vor Augen sehen. Wenn man das nicht erlebt hat, kann man es sich wirklich nicht vorstellen. Im ersten Raum hat es sich so angefühlt als wären wir in einem Park, der an einen Wald grenzt. Die Tiere, die man gehört hat und auch das Rauschen der Bäume hat man viel stärker und intensiver wahrgenommen. Die verschiedenen Untergründe unter den Füßen fühlten sich ganz anders an, als sonst. Es war gar nicht so einfach den Weg zu finden ohne auch nur das geringste zu sehen. Eine Aufgabe war es zwei Brücken zu überschreiten, eine normale und eine wackelige. Um das zu schaffen, musste man sich ganz schön konzentrieren. Im nächsten Raum befanden wir uns in einer Ein-Zimmer-Wohnung, und sollten versuchen uns auf eigene Faust dort zurecht zu finden. Durch Fühlen herauszufinden, was wir dort ertasten, ist wirklich schwieriger als man denkt. Wir haben Küchengeräte, Geschirr und Lebensmittel in der Küche ertastet, außerdem alle Möbel. Ganz schön bewundernswert, dass blinde Menschen sich ohne Gehstock Zuhause zurechtfinden. Im nächsten Raum erwartete uns eine Hauptstraße. Dort erfuhren wir, wie man bei einer befahrenen Straße ohne den Sehsinn die Straße überqueren kann. Die Lautstärke des Verkehrs war beängstigend und es war schwer einzuschätzen wie nah man an diesem dran steht. Man muss natürlich trotzdem recht nah dran sein, um überhaupt den Ampelknopf zu finden. Nachdem wir den Weg absolviert hatten, saßen wir noch gemeinsam in der Dunkelbar, wo wir unserem Guide noch Fragen stellen durften, wie er sein Leben als blinder Mensch meistert und welche Hürden, Barrieren und Diskriminierungen ihm alltäglich begegnen. Die Fragerunde war für uns super spannend und interessant. Wir konnten wirklich froh sein, dass wir so freundliche Guides hatten, denen wir jede Frage stellen durften.
Die anderen Gruppen haben in der Zwischenzeit komplette Stille erfahren. Gemeinsam mit unserem gehörlosen Guide haben auch wir verschiedene Räume und Aufgaben absolviert. Dafür haben wir Schallschutzkopfhörer erhalten und konnten uns somit gut in einen tauben Menschen hineinversetzen. Gar nicht zu sprechen fiel einem deutlich leichter als gedacht, da man ja eh nichts hören konnte. Im ersten Raum haben wir erstmal gelernt, wie wichtig unsere Hände sind und zu was unsere Hände überhaupt fähig sind. Mit einem Lichtkasten wurden unsere Handabdrücke aufgenommen und man konnte erkennen, dass wir mit unseren Händen Schmetterlinge, Herzen, Spinnen und weitere Bilder formen konnten.
Im nächsten Raum ist uns Bewusst geworden, wie unfassbar wichtig die Mimik ist und wie viel man durch die eigene Mimik ausdrücken kann. Wir konnten unsere Gesichter durch Bilderrahmen stecken. Daraufhin wurden uns Bilder von verschiedenen Gesichtern gezeigt, die wir imitieren sollten und von Gegenständen, wobei wir uns gegenseitig beobachten konnten, wie einem automatisch die Gesichtszüge bei Bildern von Vogelspinnen oder von Hundewelpen entgleist sind. Der nächste Raum wartete ein Quiz auf uns. Auf Bildern waren verschiedene Handpositionen abgebildet (wie eine Hand, die eine Faust macht oder zwei Finger rausstreckt) Unser Guide hat uns dann erst einmal verdeutlicht wie viele Gebärden/ Bewegungen wir mit der gleichen Handposition machen können. Am Ende wurden uns verschiedene Tierbilder gezeigt und wir mussten erraten, welche Hand, welches Tier symbolisieren soll. Manche waren ganz einfach zu erkennen und bei manchen brauchte es mehr als einen Anlauf. Welches Team mehr passende Tier-Hand-Bilder erkannt hat, hat gewonnen. Im nächsten Raum haben wir dann tatsächlich Gebärdensprache kennen gelernt und auch selber anwenden können. Wir haben uns gegenseitig fragen können, wie es uns geht und was wir gerne machen und auch drauf antworten können. Außerdem hatten wir die Aufgabe im zweier Team einen Turm aus Bauklötzen zu bauen, aber nur einer durfte den Plan sehen und musste dann anhand von Gebärden die Farben und Formen erklären, sodass der Gegenüber den Turm passend zur Abbildung aufgebaut hat. Das war gar nicht so einfach. Gebärdensprache ist halt eine eigene Sprache, die es auch zu erlernen gilt. Auch diese Gruppe durfte danach den Guide noch einige Fragen stellen. Eine Dolmetscherin hat dann für uns übersetzt. Ein Wunsch des Guides war, dass viel mehr Menschen die Gebärdensprache erlenen, damit die Kommunikation im Alltag deutlich vereinfacht oder sogar gar erst möglich wird. Diesen Wunsch konnten wir nach diesen Erlebnissen gut nachempfinden.
Während der Wartezeit konnten wir in dem kleinen Mitmachmuseum noch viel mehr über das Thema Behinderung, Inklusion, Blind- und Taubheit lernen und spielerisch eigene Erfahrungen sammeln.
Alle waren von diesem Ausflug vollends begeistert und wir brauchten erst einmal ein wenig Zeit unsere Erlebnisse den anderen mitzuteilen und uns darüber auszutauschen. Das taten wir bei einem leckeren Essen bei einer verdienten Pause. Doch wenn man schon einmal in Hamburg ist, dann möchte man natürlich nicht direkt wieder nach Hause fahren. Einige Teilnehmer haben die Chance ergriffen und sind mit ein paar Leitern durch die Speicherstadt gelaufen und haben sich die Elbphilharmonie und den Hafen angesehen. Andere sind gemeinsam in die Stadt zur Königsallee gelaufen um dort ein bisschen das mitgebrachte Taschengeld auf den Kopf zu hauen. In Gruppen, mindestens zu dritt, durften sich die Teilnehmer auf eine kleine Shoppingtour begeben. Man, Hamburg ist ganz schön groß, aber mit festen Wegen und guten Gruppen haben wir diesen epischen Ausflug optimal gemeistert. Danach ging es wieder in den Bus und ab zurück zum Lagerplatz. Nach so einem Tag kein Wunder, dass es im Bus verdächtig ruhig war. Wieder angekommen gab es leckere Käsenudeln zum Abendessen und danach ging es schon recht zügig auf die Luftmatratzen. Denn wir waren alle ganz schön müde, aber voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Und wir sind uns sicher, keiner wird mehr so schnell „bist du behindert“ als Beleidigung nutzen, denn dazu haben wir heute einiges gelernt und verstanden.
Ein gelungener Tag mit einem besonderen Ausflug liegt hinter uns und wir können die nächsten Tage kaum erwarten.
Gute Nacht
Herzlichst grüßt die chaotisch gestörte Lagerreporterin