Speiseplan
Gnocci mit Spinat-/Schinkensoße | Chili sin Carne
Gnocci mit Spinat-/Schinkensoße | Chili sin Carne
Mal Wolken, mal Sonne, mal Regen — aber die meiste Zeit zum Glück trocken
Haik der Jüngeren | Thematisches Programm II
9:15 Uhr. Die Morgenrunde des 12. Lagertages beginnt eine Stunde später und wir gucken in eine deutlich kleinere Runde müder Gesichter, da sich alle Jüngeren noch auf Haik befinden und somit höchstwahrscheinlich auch noch im Land der Träume.
Der Tag startet sehr entspannt und nach einem ausgiebigen Frühstück und einigen Geburtstagsständchen für Gustav dürfen die Älteren erstmal die Vorzüge eines leeren Zeltplatzes ausnutzen, was sich ebenfalls in der Art der Musik widerspiegelt, die jetzt aus den Boxen schallt.
Vormittags durften auch die Älteren die Workshops besuchen, welche schon für die Jüngeren angeboten wurden. Mit musikalischer Untermalung durch eine ausgiebige Bibi und Tina Playlist wurden verschiedenste Armbänder geknüpft, aufgefädelt und geflochten, Kerzen bemalt und Papierflieger gebaut. Dann war die Freude über den eintreffenden Besuch von dem alten, gut bekannten Lagerhasen Josefine Rockel und den Leiterinnen Lilly und Marlene, letztere stellte Geburtstagskind Nummer 2 dar, sehr groß. Die Ruhe auf dem Zeltplatz war auch nicht mehr von langer Dauer, denn ab mittags trafen schon die Haiks nacheinander ein und feierten sich selbst mit Liedern wie „We are the champions“ bei der Ankunft. Nach so einem Abenteuer grummelte natürlich allen der Magen und nach einer bitternötigen Dusche, stand der lang ersehnten Stärkung durch Gnocchi mit Spinat und Schinken-Käsesoße auch nichts mehr im Wege. Nachdem auch die letzte Gabel und die inzwischen dunkelbraune Socke von den gelieferten Haikgepäck wieder zu ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgekehrt war, konnten auch die Jüngeren etwas entspannen während die Leiter die letzten Feinschliffe für das anstehende thematische Programm vornahmen.
Es war eine große Überraschung für alle Teilnehmer geplant, welche von dem schauspielerischen Talent der Leiterrunde abhing. Der Plan bestand daraus, den Kindern die Thematik von Krieg, Flucht und dem Gefühl, alles zu verlieren, näher zu bringen. Während wir die nichtsahnenden Teilnehmer unter dem Vorwand einer Räuber und Gendarm Runde im Wald vom Lagerplatz weggelockt wurden, wurde von wenigen Leitern der nächste Schritt des akribisch geplanten Tages umgesetzt. Der Sprinter wurde bis auf den jüngeren Zeltplatz gefahren und die gesamte Musikanlage, die Handykiste mit allen Handys der Kinder ebenso wie einige schon im Zelt verschlossen liegenden Koffer, ein paar Haikrucksäcke, Schuhe und Kuscheltiere wanderten auf die Lagerfläche. Chiara täuschte nun einen Anruf der Polizei vor mit der Information, dass während der Zeit der Abwesenheit auf dem Zeltplatz eingebrochen wurde und viele Dinge geklaut wurden. Die Kinder sollten jedoch vorerst nur ihre gestresste Reaktion mitbekommen, damit es realistischer wirkte. Alle Leiter taten sehr beunruhigt und begannen wie vorher besprochen vor den Kindern schon mal unauffällig über das Telefonat zu tuscheln. Dann ging es auf direkten Weg zurück zum Lager wo die Nachricht der Diebe an die Kinder weitergegeben wurde, welche über die Zeit immer mehr an anfänglicher Skepsis verloren und begannen, die Geschichte zu glauben. Chiara berichtete, dass die Polizei auf dem Weg sei und eine Bestandsaufnahme aller Sachen nötig wäre, um festzustellen, was alles fehlt. Die Zeltleiter überprüften mit den Kindern ihre Sachen im Zelt und als die fehlenden Besitze und der nächste verschwundene Teddy und Hasi entdeckt wurde, rutschte vor allem den jüngeren Teilnehmern das Herz in die Hose. Als die ersten Kinder schon anfingen Detektiv zu spielen, um den angeblichen Tätern auf die Schliche zu kommen, lösten wir die gesamte Situation auf. Wir erklärten ausführlich, dass nichts von den Sachen tatsächlich gestohlen wurde, stattdessen erzählten wir von dem Sprinterinhalt und den Leitern, welche sich in Wirklichkeit heimlich in die Zelte geschlichen hatten. Die Erleichterung war natürlich sehr groß und vielen Kindern fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt setzten wir uns erneut in den Zeltgruppen zusammen und reflektierten über die Gefühle und Gedanken der Kinder, als sie realisiert hatten, dass ihnen Dinge fehlten. Im Zuge dessen stellten wir Bezug zu der aktuellen Asylpolitik her und Kindern, welche in der Realität ihr Habe zurücklassen müssen, bei dem es sich auch oftmals um mehr als nur ein Kuscheltier handelt. Die Jüngeren guckten anknüpfend daran noch einen kindergerechten Ausschnitt einer Doku über ein geflüchtetes Mädchen auf Moria und die Älteren schauten ebenfalls ein informatives Video über die aktuelle Flüchtlingssituation. Dann wurde Raum für Fragen, Ideen, Bedenken, Emotionen und Vorschläge im Bezug auf das Thema gegeben und viele Kinder bestätigten, dass sie nach der Aktion die Gefühlslage der Kinder besser nachvollziehen könnten.
Nachdem die informative Reflexionsrunde beendet war, durfte jedes Kind eine eigene Flaschenpost gestalten, mit Dingen für welche sie dankbar sind, um sich vor Augen zu führen, dass viele Sachen für andere Kinder nicht so selbstverständlich sind und die Wichtigkeit, alles zu wertschätzen, was man hat.
Zum Abschluss des Tages wurde Chilli sin Carne mit Reis serviert und zum Nachtisch ein großes Stück des Geburtstagkuchens, was auf viel Begeisterung stoß, ebenso wie die Ankündigung des bevorstehenden Schwimmausfluges.
Morgen steht somit der letzte Ausflug vom Lagerplatz an und ein letztes Mal ab ins kalte Nass.
Herzlichst grüßt die humorvoll jubelnde Lagerreporterin